Hallo Mark, erst einmal vielen Dank, dass du für diese Fragerunde zur Verfügung stehst. Wie geht es dir und deiner Familie in dieser immer noch andauernden schwierigen Zeit?
Grüße dich, sehr gerne. Gesundheitlich ist glücklicherweise alles in Ordnung. Es ist halt wie bei allen, dass man sich nach mehr Abwechselung im Alltag sehnt - aber es ist halt so.
Hast du zu allererst ein paar Worte zur finalen Entscheidung des NFV die Saison 20/21 abzubrechen und zu annulieren?
Aufgrund der unsicheren Lage, die zur Zeit vorherrscht, ist der Abbruch die einzige Lösung, die für mich in Frage kommt. Ich hoffe, dass wir uns zur neuen Saison wieder unbeschwert zum Fußball treffen können.
Wie gehst du mit der momentanen Situation als Spartenleiter Fußball des VfB um? Nicht nur was die Kaderplanung der I. Herrenmannschaft sondern auch die Situation im Gesamtverein betrifft?
Leider hatten wir die Situation ja schon im letztem Jahr. Die Kaderplanung ist durch den nicht vorhandenen Trainingsbetrieb sehr schwierig. Aber ich/wir gehen mit einer positiven Grundstimmung in die nächsten Wochen/Monate. Wir sind fest davon überzeugt zur neuen Saison eine schlagkräftige Truppe stellen zu können. Im Gesamtverein stehen immer wieder neue Projekte an, aber im Grunde sehnen wir den Tag herbei, wo wir wieder unbeschwert Fußball gucken können.
Wie wird deiner Meinung nach der Amateurfußball aus der Corona-Krise hervorgehen?
Ich würde mir wünschen das wir im Umgang wieder etwas demütiger und „anständiger“ miteinander umgehen. Wenn ich mir die Kommunikation in den Sozialen Medien angucke, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Wirtschaftlich hoffe ich, dass nicht allzu viele Vereine auf der Strecke bleiben.
Die Weichen in Richtung Zukunft wurden durch die Verlängerung der Zusammenarbeit mit dem neuen Trainerteam Rohrbach/Pasenow bereits gestellt. Wie stressig waren aber die Wochen nachdem sich die Wege des VfB und des ehemaligen Trainers Michael Lojek einvernehmlich trennten?
Sehr, sehr stressig. Michael war und ist ein ganz toller Mensch, aber es hat zwischen ihm und der Mannschaft einfach nicht gepasst. Ich war froh, dass Steve und Marvin mir schnell signalisiert haben, kurzfristig zu übernehmen. Nach wenigen Gesprächen mit dem Trainerteam, dem Mannschaftsrat und meinen Vorstandskollegen war mir schnell klar, dass ich die beiden unbedingt länger binden möchte. Es wäre fahrlässig, so viel fachliche und soziale Kompetenz im eigenem Verein ungenutzt zu lassen.
Die Zukunft bildet vor allem der Jugendbereich. Wie gestaltet sich hier die Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedsvereinen des JFV Süd bzgl. der Jugendspieler, die den Sprung in den Herrenbereich machen wollen/werden?
Als ich im letzten Jahr meine Arbeit als Spartenleiter begann, stand die Verbesserung der Jugendarbeit, die leider etwas vernachlässigt wurde, ganz oben auf meiner Liste. Wir haben uns als Team vorgenommen, dass wir die Kommunikation und den Kontakt zur JFV stark verbessern müssen, um in Zukunft besser aufgestellt zu sein. Dieses hat sich meiner Meinung nach schon zum Positiven gewendet. Angeregt habe ich schon, dass wir uns als Stammvereine häufiger und konstruktiver über den Jugend Fußball austauschen müssen.
Du bist seit 1992 Vereinsmitglied. Was zeichnet den VfB für dich aus? Mit welchen Werten wirbst du bei potenziellen Neuzugängen für unsere Mannschaft?
Wir sind im positiven Sinne ein typischer Südkreis-Verein. Zusammenhalt, die Kabine und das Drumherum ist uns extrem wichtig. Den VFB muss man gelebt haben, um ihn zu verstehen. Und jetzt können wir in Zukunft hoffentlich noch mit gutem Fußball und extremem Fachwissen im Trainerteam glänzen. Eigentlich müsste die Sache danach klar sein - Ach wenn es nur so einfach wäre.
Seit 2018 bist du in der Sparte aktiv, davon die ersten beiden Jahre als Stellvertreter des langjährigen, ehemaligen Spartenleiters Detlef Bonig. Was sind deine Ziele im Rahmen der Umstrukturierung der Fußballsparte? Wo siehst du den VfB in den kommenden Jahren?
Oh, wie lange hast du Zeit! Kurzfristig gedacht, wollen wir uns in der Kreisliga im Mittelfeld etablieren und nicht, wie die letzten Jahre, am Rande des Abstiegs stehen. Dann stehen die Jugendarbeit und Integration von jüngeren Spielern ganz oben auf unserer Liste. Auf Lange Sicht wird es wieder extrem wichtig sein, eine zweite Herrenmannschaft ins Leben zu rufen. Das wird aber wahrscheinlich nur im Rahmen einer Kooperation mit einem anderen Verein möglich sein - da darf man nicht blauäugig sein.
Ein Blick in die Vergangenheit sollte natürlich nicht fehlen. In all den Jahren als Spieler (seit 1997), Trainer der II. Herren (2007-2015) und jetzt als Spartenleiter – was waren deine schönsten Momente am Borbach? Woran erinnerst du dich immer wieder gerne zurück?
Es waren viele schöne Momente, die in Erinnerung geblieben sind. Aber z.b. der Doppelaufstieg vor 10 Jahren war einfach nur grandios. Wenn ich an den Sonntag des Aufstiegs und den darauffolgenden Tag in der Badeanstalt denke, wird mir warm ums Herz. Der Wahnsinn. Aber die komplette Zeit als 2.Herren Trainer war eine phantastische Zeit. Wir waren ein absolut eingeschworener Haufen. Es gab viele Trainingseinheiten, die erst kurz vor Mitternacht geendet haben. Leider hat uns das auch im Wege gestanden, um eventuell eine Klasse höher zu spielen. Aber wir waren für eine 2.Herren eine echt gute Truppe.
Du hast in dieser Zeit mit vielen Menschen zusammengearbeitet. Wer hat dich dabei am meisten geprägt?
Ganz eindeutig, Lutz Hoppe. Was er an Ehrgeiz und Liebe für den VFB an den Tag gebracht hat, sucht seinesgleichen. Ein bisschen von diesem habe ich mir auch versucht anzueignen. Ich hoffe, es ist mir geglückt.
Zum Abschluss eine Frage, die nichts mit Fußball zu tun hat. Mit welcher Person (einschl. bereits Verstorbener) würdest du gerne mal ein längeres Gespräch führen?
Heinz Erhardt. Er war einfach nur grandios.
Vielen herzlichen Dank für deine Zeit sowie dir und deiner Familie weiterhin beste Gesundheit.